Mittwoch, 19. März 2008

Hip, be Berlin - Capital of pure & sexy people in Germany

be pure, be sexy, be what ever you want to be! Aber wer will oder kann schon eine Stadt sein? Wir sind maximal ein gewisser Teil von etwas. Der eine mehr, der andere weniger. Nur was soll einem "be Berlin" sagen? Darf ich jetzt etwa ein Teil dieser Stadt sein? Warum erst jetzt und wer erlaubt mir das? Ich dachte, ich war schon immer ein Bestandteil dieser City. Da hab ich mich wohl etwas geirrt. Wie man es dreht und wendet, alles letztlich in der Frage endet: "Was soll der Scheiß?" und der kostet auch noch ca. 12 Millionen €.

In Fachkreisen bezeichnet man sowas als Imagekampagne. War Berlins Bild denn so schlecht, das man es künstlich für ein paar Millionen aufpolieren muß? Was aber noch viel wichtiger ist, wird durch diese Kampagne Berlin wirklich besser? NEIN! Durch diese Kampagne werden nur bestimmte Seiten Berlins in den Focus der Öffentlichkeit gerückt, was dazu führen sollen, das sich das Bild der Menschen, die diese Stadt nicht so gut kennen, ganz anders darstellt. Eben hip, be Berlin. Schick, angesagt, Weltmetropole.

Doch das sind wir alles auch schon jetzt. Ohne die Ausgabe von 12 Mio. € über die Landesgrenzen hinaus, als arm aber sexy bekannt. Ein ungewohnt reales und ehrliches Image - das so ungewöhnlich auftauchte, das alle es völlig kostenlos propagierten, Berliner sich gern damit identifizierten. Diehnen die 12 Mio. etwa dazu um das "Arme" aus dem Image zu tillgen? Gegen "sexy" hat wohl niemand etwas einzuwenden. So prüde sind wir dann doch nicht, oder?

Dieses aufpolierte Berlin ist nicht wirklich existent und es ist verdammt klein.
Hat nicht sehr viel mit einer Groß- oder Weltstadt zu tun. Es umfasst den sogenannten Regierungsbezirk, Teile von Charlottenburg, Mitte und Tiergarten. Parziell etwas Kreuzberg, einige Ecken Prenzel'berg, noch weniger Friedrichshain, Neuköln oder Treptow. Ziel dieser Kampagne soll laut Wowereit, bei dessen Vorstellung sein,
"Berliner aus allen Ecken Berlins in das Image zu integrieren."
Sie sollen Ihr Berlin selbst darstellen. Wofür dann diese Kampagne? Das passiert doch längst. Unzählige Blogger, Projekte & Vereine aus allen gesellschaftlichen Bereichen spiegeln längst die Stadt, nicht nur im Internet wieder.

Ein solches Projekt ist mir kürzlich über medienlese.com, nicht durch sei.berlin.de, mit seinen zahlreichen gestellt wirkenden Geschichten aufgefallen. Schatten auf Berlin heißt die Seite und befaßt sich eben vor allem mit den Seiten einer Großstadt, die manche gern verdrängen.
Es ist ein sehr reales, historisches wie auch gegenwärtiges Bild von Berlin.
Zu dem eher der Slogan: "Arm aber sexy!" paßt, als be Berlin. Denn von be Berlin sind all diese Menschen um die es in den Video-Clips und Erzählungen geht, schon aus rein technischer Sicht ausgeschlossen. Oder glaubt hier jemand, der Flaschensammler vom Alex, der Italoholiker aus der Oranienburgerstr. oder andere benachteiligte Menschen Berlins, gehen ins Internet und schreiben Ihre Geschichte auf sei.berlin.de? Wohl kaum.

Doch sind diese Menschen nicht genauso Berlin, vielleicht sogar etwas Stadtbildprägender als manch technisierter Indoor-Workaholic, den kaum einer von uns zu sehen bekommt? Er kann das Stadtbild zwar enorm mit Geld künstlich beeinflussen, doch sobald der Strom versiegt, sind all die anderen, zuvor unterdrückten Bilder dieser Stadt immer noch da. Sie waren auch nie woanders. Selektive Wahrnehmung nennt man das Phänomen in der Psychologie. Suggerieren von Eindrücken, das Image aufpolieren oder Sichtweisen manipulieren, wären andere Beschreibungen.

Sei Berlin! Ich war, ich bin & ich werde bestimmt immer ein Stück Berlin bleiben. Danke, das ich es jetzt sein darf.

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